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Der soziale Roman
"Mathilde. Zeichnungen aus dem Leben einer armen Frau" aus dem Jahre 1902 erzählt das ergreifende Schicksal einer Schreiberhauer Arbeiterfrau. Carl Hauptmann hatte 1891 das gemeinsam mit seinem Bruder Gerhart gekaufte Haus in Schreiberhau im schlesischen Riesengebirge bezogen. Das soziale Elend, dessen Darstellung der literarischen Epoche des Naturalismus ein besonderes Anliegen war, konnte hier gut studiert werden. Der Bruder Gerhart trat 1893 mit dem sozialkritischen Drama "Die Weber" hervor; Carls "Mathilde" hat keinen solchen Aufruhr mehr erregt, bleibt aber ein bedeutendes Dokument der Epoche. Bei aller Milieutreue und psychologischen Genauigkeit versucht allerdings der Dichter in der Gestaltung der Titelheldin deutlich zu machen, dass ihr Handeln von seelischen Veranlagungen und nicht von der Umwelt abhängig ist, und wendet sich hier bereits von einem der naturalistischen Dogmen erkennbar ab.