Johann
Ludwig Tieck (31. Mai 1773 in Berlin – 28. April 1853 ebenda) war ein deutscher Dichter, Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer der Romantik. Er publizierte auch unter den Pseudonymen Peter Leberecht und Gottlieb Färber. (aus Wikipedia)
Näheres, siehe:
Tieck
Der fünfzehnte November. Novelle. Erstdruck: 1827 in der Dresdener Morgenzeitung.
Quote:
Sie wissen, unser Fritzwilhelm war ein zarter, schlanker Knabe, fein gebaut, heiter und thätig, aber über sein Alter hinaus verständig und begabt. Bücher machten seine ganze Freude aus, die Schule konnte er nicht früh genug besuchen; nachher hatten wir einen verständigen Mann zum Hofmeister, der immer schneller ermüdete, als unser lieber Junge. Geschichte, Latein, Griechisch, neuere Sprachen, auch Mathematik und Geometrie hatte er schon angefangen, als Sie uns das letztemal besuchten.
…
Er war also dumm, blödsinnig geworden, und ist es seitdem geblieben. Da lag nun unsre Freude, und der Hochmuth des Alten; das war nun der größte Gelehrte in Europa, der jetzt wie ein unmündiges Thier herumgaffte, sich mit gar nichts beschäftigen konnte, zum unbedeutendsten Beruf, nicht zum Schreiber auf dem Comtoir, nicht zum Handlanger, oder Ackerknecht zu brauchen war.
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Und was treibt es denn, das arme Riesenthier? fragte der Seemann wieder.
Es giebt für ihn, erwiederte die Frau, keine ernsthafte Beschäftigung, weder versteht er, noch liebt er sie. Es scheint ihm aber gut zu thun, ja ein wahres Bedürfniß zu seyn, sich körperlich recht anzustrengen, und mehr zu arbeiten, als wohl zwei vermöchten. Hören Sie wohl das Sägen, das Hauen mit dem Beil? Das ist er, der Arme. Der Vater hat ihm einen Theil des Gartens eingegeben, und so ist er seit fast zwei Jahren dabei, ein großes, sehr großes Boot zu bauen. An diesem macht er alles selber, das Kleinste, wie das Größte, fällt das Holz, läßt es trocknen, schneidet und meißelt, und ist oft Tag und Nacht unermüdet in dieser unnützen Anstrengung.
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