US-Zeitungsmarkt Chinesischer Multimillionär will "New York Times" kaufen

Die "New York Times" hat ein überraschendes Angebot erhalten: Der chinesische Unternehmer Chen Guangbiao möchte die Zeitung übernehmen. Doch der Verlag weiß von nichts.

Chen Guangbiao

Chen Guangbiao bei einer Charity-Aktion  |  © Reuters / Stringer

Geht es nach Chen Guangbiao, könnte die New York Times (NYT) schon bald einen neuen Besitzer haben. Nach eigenem Bekunden ist der als Exzentriker geltende chinesische Recycling-Unternehmer an einer Übernahme der altehrwürdigen Zeitung interessiert - und hat dazu eine Investorengruppe organisiert.

Im Gespräch mit Redakteuren der Zeitung erklärte Guangbiao, er habe schon länger daran gedacht, mit der NYT "zusammenzuarbeiten". Gemeinsam mit zwei weiteren Investoren habe er insgesamt eine Milliarde Dollar eingesammelt, um größter Anteilseigner des Verlages zu werden. Es gäbe nichts, was man nicht kaufen könne, wenn man den richtigen Preis bezahle, sagte Guangbiao der Nachrichtenagentur Reuters. Das Angebot sei ernst gemeint.

Bereits in der nächsten Woche will Guangbiao, der sich als Umweltschützer und Philanthrop darstellt, nach eigenem Bekunden mit einem großen Anteilseigner zusammentreffen, um sein Vorhaben zu besprechen. Auf Verlagsseite scheint man von diesem Vorhaben nichts zu wissen: "Wir haben keine Informationen zu einem solchen Treffen", zitiert die NYT eine Sprecherin des Verlags. Die Inhaber der Zeitung haben erst kürzlich erklärt, die NYT trotz turbulenter Zeiten auf dem US-Zeitungsmarkt nicht verkaufen zu wollen.

Ein zweifelhaftes Angebot

Der Hintergrund der Offerte dürfte den Hauptanteilseignern, dem Herausgeber Arthur Sulzberger Jr. und seiner Familie, ohnehin nicht gefallen: Im vergangenen Jahr hatte Guangbiao für Aufsehen gesorgt, als er in einer japanischen Zeitung eine Anzeige schalten ließ, in der er sich im Inselstreit auf die Seite Chinas stellte. In diesem Zusammenhang habe er realisiert, wie einflussreich die NYT sei, erklärte Guangbiao seine Motivation gegenüber Reuters.

Auch Guangbiaos Haltung zur Pressefreiheit macht ihn, unabhängig von den Plänen der Hauptanteilseigner, nicht gerade zum idealen Übernahmekandidaten. Mit Blick auf die Sperrung der NYT-Website in China durch die Behörden erklärte Guangbiao, dass die Zeitung negativ und verzerrt berichtet habe. Es sei nur natürlich, dass die Regierung dagegen vorgegangen sei: "Wenn ich die Times übernehme, wird die Zeitung nur die Wahrheit berichten und alle Informationen verifizieren müssen", sagte Guangbiao Reuters.

Einen politischen Hintergrund will der Unternehmer, dessen Vermögen auf 800 Millionen Dollar geschätzt wird, aber nicht verstanden wissen. Vielmehr werde ihm die Übernahme der Zeitung ermöglichen, zum Weltfrieden beizutragen und die "Welt zu einem besseren Ort" zu machen. 

Deshalb will sich Guangbiao von möglichen Rückschlägen auch nicht entmutigen lassen: "Wenn das Geschäft nicht zustande kommt, werde ich nach einem anderen glaubwürdigen und einflussreichen Medienunternehmen in den USA suchen." Mögliche Kandidaten wären für ihn dann CNN, die Washington Post oder das Wall Street Journal.